Werbung w./Buchempfehlung. Dick, dünn, dürr, schlank, füllig, korpulent, drall, gut genährt, mollig, pummelig, adipös, vollschlank. Diese mehr oder weniger schmeichelhaften Worte werden oft genug missbraucht gebraucht, um einen Menschen zu beschreiben. Rita ist eine dürre Bohnenstange, Lisa eine dicke Kuh…
Richtig schlimm wird es, wenn mit dem Gewicht bzw. der Figur bestimmte Charaktereigenschaften verbunden werden. So sagt man sehr dünnen Frauen gerne nach, sie seien zickig. Dicken wird unterstellt, sie wären faul und träge. Das ist einfach nur gemein, und entspricht nicht der Wahrheit.
Einen Menschen macht so viel mehr aus, als die Figur und der Körperumfang. Jeder einzelne hat so viele Facetten, das Gewicht macht nur einen ganz kleinen Teil davon aus. Leider neigen gerade wir Frauen dazu, uns über Zahlen zu definieren: Das Alter, sprich die Lebensjahre, und das Gewicht, die Zahl auf der Waage, sind immer noch zwei wesentliche Merkmale, um eine Frau zu beschreiben.
Jede Frau (Männer natürlich auch, aber da das hier ein Frauenblog ist, bleibe ich bei der weiblichen Form) hat ganz alleine zu entscheiden, wie ihr Körper aussehen soll: Ob eine Frau dünn sein möchte, oder ob sie sich mit einigen Pfunden mehr auf der Waage wohler fühlt, ist eine ganz persönliche und individuelle Angelegenheit. Das sollte selbstverständlich sein, ohne dass die „Gesellschaft“ irgendwelche Urteile fällt oder versucht, sie zu „bekehren“.
Wie es sich anfühlt, als „Dicke“ durchs Leben zu gehen, und mit welchen Schwierigkeiten füllige Frauen täglich konfrontiert sind, das beschreibt Magda Albrecht in Ihrem Buch „Fatshionista – Rund und glücklich durchs Leben“. Auf sehr amüsante Art und Weise erzählt Magda, Kleidergröße XXXL, wie sie schon als Kind abfällige Kommentare über sich ergehen lassen musste, und gegen welche Vorurteile sie täglich zu kämpfen hat. Dabei verfällt die taffe Autorin aber keinesfalls in Selbstmitleid, sondern holt kräftig zum Gegenschlag aus. Ihr Ziel: Das Schönheitsideal zu verändern, bzw. auszudehnen. Warum sollten nur schlanke Frauen schön sein dürfen? Schließen sich Schönheit und Körperfülle aus?
Magda ist alles andere als eine graue Maus. Sie hat knallrote Haare und liebt stylische, auffällige Kleidung. Sie singt in einer Band, ist erfolgreiche Bloggerin, Autorin, Vortragsrednerin, Feministin und bezeichnet sich selbst als „politische Bildnerin“. Magda ist der beste Beweis, dass Dicke weder faul noch träge sind.
Worum geht es noch in Magdas Buch? Die Autorin erzählt, wie sie in Ihrer Kindheit und Jugend unter ihrem Übergewicht gelitten hat. In einem anderen Kapitel vermittelt Magda auf unterhaltsame Weise Wissen über das Thema Diät, Ernährungsformen und über die angeblich so schlechte gesundheitliche Verfassung von Dicken. Magda räumt kräftig mit Vorurteilen auf, weist auf falsch interpretierte Studien hin und beschreibt, welche Gefahren von falschen Schönheitsidealen ausgehen.
Das Buch „Fatshionista – Rund und glücklich durchs Leben“ liest sich wunderbar flüssig und ist sehr unterhaltsam. Die Autorin, Magda Albrecht, hat einen humorvollen, sympathischen Schreibstil, der es einem schwer macht, das Buch zur Seite zu legen.
Als ich das Taschenbuch als Rezensionsexemplar vom Verlag zugeschickt bekam, dachte ich zunächst: „Was geht mich das Thema an, ich bin ja nicht dick und somit betrifft es mich nicht“. Ich war dann aber doch neugierig zu erfahren, wie der Alltag und das Gefühlsleben einer Frau mit Kleidergröße XXXL aussehen.
Dicksein war für mich nie ein Thema. Ich war zwar noch nie gertenschlank, aber ich lag immer gut in der Mitte. Ich trage Kleidergröße 38 und bin damit sehr zufrieden. Glücklicherweise habe ich kein Problem damit, mein Gewicht zu halten, von kleinen Schwankungen mal abgesehen.
Allerdings hatte ich während meiner Schwangerschaft ziemlich stark zugenommen. Auch mehrere Monate nach der Geburt meiner Tochter passte ich nicht wieder in die Kleidung, die ich vor der Schwangerschaft trug. In dieser Zeit bekam ich einen kleinen Einblick, wie es sich anfühlt, füllig zu sein. Ich hatte Schmerzen im Knie und kam auch bei kleinen Anstrengungen schnell aus der Puste. Ich war definitiv in meinem Bewegungsfreiraum eingeschränkt. Es dauerte fast ein Jahr, bis ich Dank mehrerer Diäten und viel Sport, mein altes Gewicht wieder erreicht hatte.
Damals habe ich mich bewusst dafür entschieden, schlank zu bleiben. Einerseits gefalle ich mir dünner einfach besser, andererseits bin ich nicht bereit, Einschränkungen im Alltag aufgrund des Gewichts hinzunehmen. Aber wie gesagt, das entscheidet jeder für sich selbst. Und manchmal hat man gar keine Wahl, und der Körper macht einfach sein eigenes Ding. Zum Beispiel in den Wechseljahren, wo viele Frauen hormonbedingt zunehmen. Diäten helfen da auch nicht immer weiter.
Auch wenn ich nicht persönlich betroffen bin, war das Buch für mich sehr interessant und informativ. Manchmal musste ich schmunzeln und ab und zu brachten mich Magdas Worte zum Nachdenken. Das Buch hat mir einen Blick aus einer anderen Perspektive ermöglicht und mir einiges an neuen Erkenntnissen gebracht. Zum Beispiel widerlegt Magda, wissenschaftlich untermauert, die Aussage „Schlanke sind gesünder und leben länger als Dicke“.
Durch ihre selbstbewusste Art und positive Lebenseinstellung macht Magda Albrecht den Frauen Mut, die kein sogenanntes „Idealgewicht“ haben und darunter leiden. Das Buch bestätigt fülligen Frauen, dass sie völlig ok sind und dass das Körpergewicht nicht darüber entscheidet, ob man glücklich und erfüllt durchs Leben geht oder nicht.
Die meisten XXL-Ladies, die ich kenne, sind starke, glückliche und lebensbejahende Frauen, die selbstbewusst zu ihren Kurven stehen. Und dabei noch sehr gut aussehen…
Egal ob dünn oder dick, das Buch von Magda Albrecht ist auf jeden Fall lesenswert. Deshalb ist es mein „Lesetipp des Monats März 2018“.
Autorin: Magda Albrecht
Verlag: Ullstein extra
ISBN 978-3-86493-053-9
Seitenanzahl: 330
Preis EUR 16,–
erhältlich im Buchladen oder über Amazon:
Fa(t)shionista: Rund und glücklich durchs Leben
(Affiliate Link zu Amazon)
Wenn ich mit dem Lesen nachkomme, gibt es ab sofort jeden Monat hier auf dem Blog einen Lese-Tipp aus dem Genre „Sachbuch“. Einige interessant klingende Bücher habe ich schon auf dem Nachtisch liegen…
Und da Fortyfiftyhappy.de auch ein Modeblog ist, hier noch ein paar Shopping-Tipps für die XXL-Ladies unter meinen Leserinnen: Kürzlich habe ich das Versandhaus Goldner Schnitt in einem Beitrag vorgestellt. Dort bekommst du hübsche Kleidung bis Größe 54. Moderne, schicke Klamotten in großen Größen gibt es auch bei Happysize.de und bei Sheego. Bei ASOS bekommt man stylische Fashion bis Größe XXXL (keine Affiliate-Links!).
Konnte ich dein Interesse an Magdas Buch wecken? Ich freue mich über jeden Kommentar zum Thema.
4 comments
Das Buch klingt interessant und lesenswert. Ich finde es wichtig, dass man über den Tellerrand blickt.
Liebe Grüße Sabine
Liebe Birgit, ich glaube das ist ein Buch, das ich auch gerne lesen würde (ich werd’s mir nach Deinem Post sogar kaufen, weil ich jetzt wirklich neugierig bin). Und ich finde, es ist ein Thema für uns alle, auch diejenigen die nicht dick sind, weil es u.a. um die „Verschiebung des Schönheitsideals“ geht. Und dieses wurde ja in der Geschichte mehrfach verschoben, mal in eine, dann in die andere Richtung, von Rubensfrauen zu knabenhaften Frauen ohne Busen in den 20er Jahren, zu den operierten und retuschierten „perfekten“ Körpern ohne jeden „Makel“ – heute gibt’s da zum Glück wieder eine Gegenbewegung. Aber ich finde auch, dass das längst nicht reicht – und es sind meiner Meinung nach die „perfekten Bilder“, die wir tagtäglich sehen. Würden wir in den Medien mehr unterschiedliche (jung, alt, dick, dünn etc.) Frauen zu Gesicht bekommen, würde sich unser Schönheitsideal auch ausdehnen. Da bin ich mir sicher, denn wir werden ja täglich „gebrainwashed“ und merken es nicht… 🙂
Liebe Grüße
Maren
Liebe Maren,
ich glaube auch, dass wir von den Medien beeinflusst werden, und deshalb schlanke Menschen als „schön“ empfinden. Es wird endlich Zeit für Abwechslung in den Magazinen und im TV. Stichwort „diversity“. Denn welche normale Frau ist denn bereit, ständig und ihr Leben lang auf Diät zu sein, um dem Schönheitsideal der Designer zu entsprechen?
Herzliche Grüße
Birgit
Liebe Sabine, das sehe ich auch so. Man wird auch offener und toleranter, wenn man öfters mal die eigene Position verlässt, und sich dieWelt aus einer anderen Perspektive anschaut.
Herzliche Grüße
Birgit