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Time to say goodbye. Ein Abschiedsbrief…

… an die Tyrannen in meinem Kleiderschrank 🙂

Ich nehme den Jahresanfang zum Anlaß, euch mitzuteilen, dass ich mich für immer von euch verabschieden werde. Genauer gesagt: Nicht ich werde gehen, sondern ihr. Denn dass ihr endlich aus meinem Leben verschwindet, ist schon lange überfällig.

Sorry, heute leider kein Liebesbrief 🙂

Zunächst wende ich mich an euch, liebe Wollpullover. Ich habe es so satt, mich von euch unangenehm berühren und  kratzen zu lassen. Wenn ihr euren Kragen an meinen Hals schmiegt, bekomme ich Schweißausbrüche. Betrete ich in eurer Begleitung einen geheizten Raum, möchte ich mir euch am liebsten vom Leib reißen. Anderen Frauen mögt ihr vielleicht gut bekommen, aber ihr und ich, wir vertragen uns einfach nicht.

Wenn ihr mich jetzt, und zwar mit Recht, fragt, warum ich euch dann überhaupt gekauft habe, muss ich gestehen, dass ich mich von eurem tollen Aussehen habe blenden lassen. Das ist nicht nur einem von euch gelungen, sondern bedauerlicherweise gleich mehreren.

Auch wenn ich viel Geld für euch hingeblättert habe, gibt es euch nicht das Recht, mich zu piesaken. Und soll ich euch was sagen: Ich habe euch, hinter eurem Rücken, bereits bei Kleiderkreisel eingestellt und zum Verkauf angeboten. Einer von Euch hat sogar schon ein neues Zuhause gefunden und geht morgen auf die Reise. Es ist nur fair, dass ich euch von eurem tristen und ungeliebten Dasein befreie. Ihr bekommt ein neues Zuhause und die Chance, geliebt zu werden. Und ich muss euch nicht doch ab und zu, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, aus dem Schrank zerren und unter Qualen ausführen. Ihr kommt jetzt weg, und zwar endgültig.

Auch wenn es mir von Herzen leid tut, muss ich mich auch von euch, ihr lieben Bügel-BHs, verabschieden. Ähnlich wie eure wolligen Kollegen, habt ihr das Potential, mich zu quälen und in meinem Wohlbefinden maßgeblich zu beeinträchtigen. Viele Jahre, bzw. Jahrzehnte, habe ich dieses miese Spiel, das ihr und eure Hersteller mit uns Frauen veranstaltet, mitgemacht. Jetzt, mit Mitte 50, ist meine Geduld am Ende. Meine Leidensfähigkeit auch. Am kommenden Wochenende werde ich euch aus eurer Schublade nehmen, und in ein Säckchen geben.

Es tut mir leid, euch sagen zu müssen, dass gebrauchte BHs leider keine zahlenden Abnehmerinnen finden werden. Ihr müsst also damit rechnen, in der Kleidersammlung zu enden. Ich finde, das ist eine gerechte Strafe dafür, dass ihr mir jahrelang die Rippen eingedrückt und meinen Busen unnatürlich zusammengepresst habt. Auch wenn ihr hübsch anzusehen seid: Ich werde euch nun gegen bequeme, bügellose Modelle austauschen. Und glaubt mir, davon gibt es genug. Und sogar sehr hübsche, die mit euch unbedingt mithalten können. Wenn ich ehrlich bin, sie sind per Post sogar schon auf dem Weg hierher. Ab nächster Woche werden sie bei mir wohnen, und ihr seid raus. Sorry, Ladies.

Die nächsten, denen es an den Kragen geht, im wahrsten Sinne des Wortes, seid Ihr, meine lieben Baumwoll-Businessblusen. Statt dass ich meine freie Zeit mit einem Waldspaziergang oder einem guten Buch auf der Couch verbringe, zwingt ihr mich ans Bügelbrett. Dort stehe ich dann stundenlang, um euch ein einigermaßen anständiges Aussehen zu verpassen. Deshalb bleibt ihr auch meistens von vorne herein im Schrank hängen. Ich habe nämlich wenig Lust, euch anzuziehen.

Es graust mir davor, euch nach einmal Tragen schon wieder waschen und bügeln zu müssen. Versteht mich nicht falsch, aber ich habe Besseres zu tun, als meine Zeit am Bügelbrett zu verbringen. Zwei oder drei von euch dürfen bleiben, falls ich doch einmal nicht drum herum komme, mich mit einer Businessbluse in Schale zu werfen. Die anderen von Euch sehen ja noch sehr ansehnlich aus, so dass ich euch sicherlich behilflich sein kann, via Internet ein neues Zuhause zu finden. Es soll ja tatsächlich Frauen geben, die gerne bügeln…

Last, but not least, muss ich auch euch Leb Wohl sagen, ihr unbequemen Pumps und Stiefeletten und anderen, kaltblütigen Bewohner meines Schuhschranks, die mit meinen Füßen nichts Gutes im Sinn haben. Ihr habt euch im Laufe der Zeit eingeschlichen, unauffällig, einer nach dem anderen. Mit eurem schönen Anblick habt ihr mich rumbekommen, und gehofft, dass ich mich schon an euch gewöhnen würde. Aber selbst wenn ich wollte, meine Füße legen ein Veto ein. Sie sind nicht mehr bereit, sich zwicken, drücken und verbiegen zu lassen. Der Mensch ist zum Laufen gemacht. Allerdings nicht auf hohen Hacken oder in engen, spitzen Schuhen. Oder wollt ihr das etwa behaupten?

Natürlich darf man jetzt nicht alle über einen Kamm scheren. Einige von euch sind tatsächlich OK, auch wenn ihr etwas höhere Absätze habt. Ihr dürft natürlich bleiben. Für alle anderen gilt: Time to say goodbye!

Zu dir, meiner lieben Leserin, sage ich natürlich nicht Goodbye sondern Hello und herzlich Willkommen auf meinem Blog. Ich bin zwar schon etwas spät dran, möchte aber nicht versäumen, dir noch ein glückliches, erfolgreiches, gesundes und spannendes Jahr 2020 zu wünschen.

Hast du gute Vorsätze gefaßt, oder möchtest du vielleicht etwas ganz Neues beginnen? Oder dich, so wie ich, von etwas Altem verabschieden? Erzähl doch mal… (ich freue mich mega über jeden Kommentar).

♥-liche Grüße, Birgit

10 comments

  1. Very clever and such a witty article. I wish I was brave enough to throw out my shoes, and your soon to be disposed of ones still look so divine.

  2. Lach.
    Mir geht es da ganz ähnlich wie Dir. Allerdings habe ich Dinge die mir unbequem sind, noch nie getragen. Gekauft schon. Aber eher selten. Und das auch schon lange nicht mehr.
    Kleidung muss Spaß machen und ich muss mich wohl fühlen. Da stimme ich Dir absolut zu. BG Sunny

  3. Ich hab einen Plan. Nichts neues zu kaufen, Altes und wenig getragenes öfter tragen. Und meine Soff und Wollvorräte zu verarbeiten. Mindestens die Hälfte .
    Unbequeme Schuhe habe ich schon ganz lange weiter gegeben.
    Du hast recht alles was man eh nicht braucht, kann man auch entsorgen. Das macht auch einigen Platz frei .
    LG Heidi

  4. Ja richtig so trenn Dich von den Dingen die Dich nicht glücklich machen! 🙂 Ich versuche das auch öfter zu tun und nichts mehr zu kaufen was zwickt oder zwackt.
    Wünsche ein wunderschönes Wochenende, liebe Grüße Tina

  5. Na, Du jagst uns aber einen schönen Schrecken ein. Deinen Abschiedsbrief kann ich gut nachvollziehen. Meistens sind das eh Schrankleichen. Und es gibt in den meisten Fällen sicherlich dankbare Abnehmer.

    Liebe Grüße Sabine

  6. Jawoll, liebe Birgit, mach kurzen Prozess mit allem, was kratzt, zwickt oder quetscht! Die Zeit der durch Klamotten verursachten Schmerzen sollte irgendwann wirklich vorbei sein!
    Super Post – und das Weggeben von Dingen kann ich bestens nachvollziehen! Gratuliere zu diesem Schritt! 🙂
    Liebe Grüße, Maren

  7. Der Abschied ist dir echt gelungen, ich war auf jeden Fall erleichtert dass es sich um Kleiderstücke handelte… Das mit den Pumps habe ich auch schon längst gemacht und ja, es ist ein sehr befreiendes Gefühl. Ich denke du hattest richtig Spaß dabei goodbye zu sagen.
    Lieber Gruß,
    Claudia

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