Als ich aufwache, ist es taghell in unserem Schlafzimmer. Noch etwas schläfrig stehe ich auf und blicke aus dem Fenster. Ich schaue direkt auf die Prachtstraße von Sankt Petersburg, den berühmten Nevsky Prospekt. Auf der achtspurigen Straße herrscht ein großer Verkehr und auf den Trottoiren sind viele Fußgänger unterwegs. Manche schlendern gemütlich vor sich hin, andere scheinen es sehr eilig zu haben. Ich frage mich, wohin sie alle gehen und was sie wohl vorhaben, zu dieser Uhrzeit. Es ist halb vier. Eigentlich kein außergewöhnliches Szenario in einer Millionenstadt wie Sankt Petersburg. Und doch für mich faszinierend und außergewöhnlich, denn es ist nicht nachmittags um halb Vier, sondern mitten in der Nacht…
Der Nevsky Prospekt bei Nacht. Diesen Anblick hat man während der weißen Nächte nur für ein paar Stunden. Und auch da wird der Himmel nicht ganz dunkel.
Während der „Weißen Nächte“ rund um die Sommersonnwende geht die Sonne spät unter. Doch bald dämmert es auch schon wieder. Ein magisch anmutendes Licht liegt dann über der Stadt, und verbreitet einen kaum zu beschreibenden Zauber. Es wird wenig geschlafen während der weißen Nächte in Sankt Petersburg. Die Menschen feiern, versammeln sich in den Parks und gehen an den Newa-Ufern spazieren. Viele Bars und Restaurants haben die ganze Nacht hindurch geöffnet.
Sankt Petersburg, die nördlichste Millionenstadt der Welt und mit über 5 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Europas, hat mich in ihren Bann gezogen. Meine Erwartungen wurden weit übertroffen, und so manche Vorurteile musste ich komplett über den Haufen werfen. Ich hatte nicht damit gerechnet, eine so lebendige, weltoffene, kulturell bedeutsame und architektonisch beeindruckende Metropole vorzufinden.
Ich lade dich ein, mich auf einen kleinen Trip durch Sankt Petersburg zu begleiten. Bitte hier entlang …
Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten ist die Eremitage (übersetzt: „Einsiedelei“, der private Rückzugsort der Zaren). In einem riesigen Gebäudekomplex befindet sich eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt.
Von der Newa-Seite aus betrachtet, erkennt man die riesigen Ausmaße der Eremitage.
Vom Palastplatz aus gelangt man in den Eingangsbereich des Museum. Die Eintrittskarten kauft man an Automaten, welche im Innenhof aufgestellt sind. Am frühen Vormittag sind die Warteschlangen noch nicht so lang. Es lohnt sich also, früh da zu sein.
Wir haben an einer mehrstündigen Führung durch die Galaräume teilgenommen. Die deutschsprachige, sehr versierte Reiseführerin hat uns viel Interessantes über die Eremitage und die Zarenzeit erzählt. Wenn man möchte, kann man die Eremitage auch alleine besichtigen (mit Audio-Guide).
Unglaublich, mit welchem Prunk und Reichtum sich die russischen Zaren und Zarinnen umgeben haben.
In einem Nebengebäude werden auf 4 Stockwerken Bilder und Zeichnungen berühmter Maler wie Rembrandt, Rubens, Matisse, Paul Gauguin und vieler anderer bekannter Meister ausgestellt. Außerdem gibt es eine große Abteilung mit Kunstwerken von Pablo Picasso. Wenn du dich für Malerei interessierst, solltest du mindestens 4 Stunden für den Besuch der Galerie einplanen.
Links im Foto das Gebäude, in welchem sich die Galerie befindet.
Während sich das Gebäude von außen traditionell zeigt, ist das Museum im Innenbereich
modern gestaltet und architektonisch sehr interessant.
Wir verlassen nun die Eremitage, und laufen ein Stückchen stadteinwärts. Vom weiten sieht man schon einen der meistbesuchten, touristischen Hotspots Sankt Petersburgs: Die Auferstehungskirche, auch Blutkathedrale genannt.
Ein Seitenarm des Newaflusses zieht sich durch die Innenstadt. Hinten rechts im Foto siehst du die Blutkirche. Viele kleine Brücken führen über die Kanäle. Hast du gewusst, dass es in Sankt Petersburg mehr Brücken gibt, als in Venedig? Die Stadt erstreckt sich über 40 Inseln, weshalb Sankt Petersburg auch „Das Venedig des Nordens“ genannt wird.
Wenn man in Sankt Petersburg ist, sollte man sich ein Event nicht entgehen lassen: Eine Ballettaufführung im Mariinsky-Theater. Ursprünglich stand das bei uns nicht auf dem Programm. Eigentlich wollten wir zum WM-Achtelfinale ins Stadion. Nachdem unsere Mannschaft aber leider ausgeschieden war, haben wir die Eintrittskarten zurück gegeben. Den freien Abend nutzten wir, um uns eine Inszenierung des russischen Balletts „The Sleeping Beauty“ (Dornröschen) anzusehen. Auch wenn man kein Ballett-Fan ist, sollte man sich sich das unbedingt einmal ansehen. Die Ballettdarbietung des russischen Balletts stellte jede andere Aufführung, die ich jemals gesehen habe, in den Schatten. Zum einen ist das neue, moderne Mariiinsky-Theater, wunderschön, zum anderen sind die Bühnenbilder, die Kostüme und vor allem die künstlerische Darbietung der Tänzerinnen und Tänzer einfach atemberaubend und faszinierend.
Die Wände des Foyers sehen ein bisschen aus, wie aus Bernstein gefertigt. Ob sich der Architekt hier von dem berühmten Bernsteinzimmer hat inspirieren lassen?
Die Aufführung dauerte inklusive Pausen zirka 4 Stunden. Wenn man vorher noch Essengehen möchte, empfehle ich das nur wenige Gehminuten vom Theater entfernt liegende Restaurant „The Repa“ . (Da die Website nur in russisch ist, verlinke ich auf die Seite im TripAdvisor). Hier serviert man gehobene, russische Küche. Und das künstlerische Interieur stimmt einen schon einmal stilvoll auf den bevorstehenden Theaterbesuch ein.
Eingangs habe ich schon erwähnt, dass ich einige Vorurteile über Sankt Petersburg über Bord werfen musste. Unter anderem, was die russische Küche anbelangt. Ich hatte nicht erwartet, das wir hier auf so hohem Niveau kulinarisch verwöhnt werden. Dazu muss man allerdings sagen, dass wir den Vorteil hatten, dass zu unserer kleinen, privaten Reisegruppe eine gebürtige Sankt Petersburgerin gehörte. Irina kennt sich in Ihrer Heimatstadt natürlich bestens aus, und hat uns in Restaurants geführt, die zu den besten in der ganzen Stadt zählen. Die Restaurantpreise sind für unsere deutschen Verhältnisse sehr moderat. Für ein 4-Gänge-Gourmet-Menue haben wir mit Getränken im Durchschnitt zirka 30,– Euro bezahlt. Für russische Verhältnisse ist das sehr viel. Irina erzählte uns, dass das Durchschnittseinkommen in Sankt Petersburg bei ca. 600,– Euro läge.
Normalerweise esse ich kaum Süßes, aber hier konnte ich nicht widerstehen. Herrliche Kuchen, kunstvoll angefertigte Törtchen und süßes Gebäck in allen Varianten werden in jeder Bäckerei und in den kleinen Selbstbedienungs-Cafés angeboten. Nicht einmal die berühmte Feinkostabteilung im Pariser Kaufhaus Lafayette kann hier mithalten.
Sankt Petersburg wird auch als „riesiges Freiluftmuseum“ bezeichnet wird. Tatsächlich gibt es hier unglaublich viele beeindruckene Gebäude mit wunderschönen Barock- und Jugendstil-Fassaden, prachtvolle Paläste, Denkmäler und reich verzierte Kathedrahlen. Überall sieht man die goldenen und bunten Kuppeln der Kirchen über die Dächer der Stadthäuser hinausragen. Das macht das Stadtbild von Sankt Petersburg einmalig und mutet fremdländisch an.
Ansonsten präsentiert sich Sankt Petersburg als moderne, weltoffene und lebendige Weltstadt. Mein Vorurteil Nr. 2 hat sich somit auch nicht bestätigt. Ich hatte mit postkommunistischen Schick und einer ruhigen, etwas altmodischen Atmosphäre gerechnet. Von wegen! Die Globalisierung hat auch vor Sankt Petersburg keinen Halt gemacht. Man findet hier genau die gleichen Geschäfte und Marken, wie Zara, H & M, Hilfiger, Pandora etc., wie in jeder europäischen Stadt. Was eigentlich schade ist, aber so ist es nun einmal heutzutage. Die Individualität bleibt dabei leider auf der Strecke.
Die Sankt Petersburger sind schick und modisch gekleidet. Auf Markenkleidung wird hier großen Wert gelegt. Wer es sich leisten kann trägt Gucci, Prada oder Armani. Die jungen Mädchen stylen sich genauso, wie hier bei uns zulande. Jeans, Shirt und Sneakers ist die Einheitsuniform der jungen Generation weltweit. Ich hatte erwartet, dass die russischen Frauen blondiert, mit High Heels, tiefen Ausschnitten und Miniröcken rumlaufen. Für dieses Vorurteil Nr. 3 schäme ich mich inzwischen sogar ein bisschen.
Begeistert haben mich die vielen modernen, stylischen Cafés, Bars und Restaurants. Sehr gut Frühstücken kann man z.B. in den Marketplace-Restaurants, von denen es mehrere in Sankt Petersburg gibt.
Marketplace Restaurant, Nevsky 24
Begeistert hat uns ein Restaurant, welches wir ohne unsere russische Freundin Irina niemals gefunden hätten: Das Restaurant Blok, welches sich in der oberen Etage eines Theatergebäudes befindet. Wir kamen direkt nach unserem Sightseeing-Trip durch die Eremitage in Jeans, Pulli und Sneakers dort an. Wir Mädels wurden schon ziemlich nervös, als uns eine sehr schick gekleidete Empfangsdame im Foyer die (regennassen) Jacken abnahm und uns zum Aufzug begleitete, der uns nach oben ins Restaurant brachte. Wir betraten einen stylischen, exklusiven Gastraum mit avantgardistischem Interieur.
Restaurant Blok, Potemkinskaya ul, 4, Sankt Petersburg 191123, im Leningrad Center
Die Gäste waren elegant und vornehm gekleidet. Was man von uns nicht gerade behaupten konnte. Wir wurden aber trotzdem sehr freundlich empfangen und fürstlich bedient. Vermutlich hat der der Restaurantchef in Punkto Kleidung ein Auge zugedrückt, weil er sich den Umsatz dieser hungrigen, 10-köpfigen Touri-Gruppe nicht entgehen lassen wollte. Da saßen wir dann zwischen mondänen Damen im Abendkleid und Herren im Smoking. Das Essen hat mich jetzt zwar nicht umgehauen, aber allein das Ambiente ist einen Besuch wert. Die Portionen waren relativ klein (noch kleiner, als wir es von guten Restaurants in Deutschland gewöhnt sind). Um satt zu werden sollte man mindestens eine Vorspeise (z.B. eine leckere Borschtsch) und eine Hauptspeise bestellen. Und die russischen Desserts sind auf jeden Fall eine Sünde wert.
Foto oben links: Als Vorspeise aß ich eine landestypische Borschtsch-Suppe aus roter Beete und Gemüse. Obwohl ich normalerweise Rote Beete nicht besonders mag, fand ich diese Suppe sehr köstlich. Ich glaube, es ist kein Tag vergangen, an dem ich in Sankt Petersburg keine Borschtsch gegessen habe.
Das Blok ist ein Spezialitätenrestaurant für Fleischgerichte. Neben der Bar steht, quasi mitten im Lokal, ein Kühlhaus aus Glas. Hier werden ganze Stücke an Rinderhüften und -lenden gelagert, von denen dann die Steaks frisch abgeschnitten werden.
Etwas vermisst habe ich in Sankt Petersburg gemütliche Straßencafés, wie man sie von anderen europäischen Metropolen kennt. Es gibt kaum Möglichkeiten, draußen zu sitzen. Das liegt vermutlich am unbeständigem Wetter mit nur wenigen, warmen Sommertagen ohne Regen. Außerdem in es in den Straßen rund um den Nevsky Prospekt einfach viel zu laut.
Dafür gibt es einige stylische Rooftop-Restaurants und Cocktailbars mit schicken Dachterrassen, die bei schönem Wetter geöffnet sind.
Bevor wir nun gleich die City verlassen, hier noch ein paar Impressionen aus Sankt Petersburg:
Die Newa, die durch Sankt Petersburg verläuft, ist unheimlich breit. Zahlreiche Brücken verbinden die Uferseiten miteinander. Damit auch große Schiffe passieren können, werden die Zugbrücken nachts gegen halb eins bis 5 Uhr morgens geöffnet. Die Öffnung der Brücken ist während der weißen Nächte eine beliebte Touristenattraktion und wird begleitet von Lightshows und Musik. Wir haben das Spektakel von einem Ausflugsboot aus beobachtet. Die nächtliche Flußfahrt auf der Newa ist wunderschön und ein unvergessliches Erlebnis.
Alle Häuser in der Innenstadt sind nachts hell erleuchtet. Vom Fluss aus erlebt man die Stadt aus einer anderen Perspektive. Die Fahrt auf der Newa beginnt gegen Mitternacht und dauert fast 3 Stunden. Vom Deck aus kann man beobachten, wie die Sonne langsam wieder am Horizont aufgeht. Wenn das Ausflugsboot am Kai anlegt, ist es fast schon wieder hell. Die Bootsanlegestelle (Ticketverkauf) befindet sich ganz in der Nähe der Eremitage (Uferseite).
Seitenarme der Newa ziehen sich durch die Innenstadt. Auch hier verkehren Ausflugsboote, mit denen man die Stadt auf etwas andere Weise erkunden kann. Die typischen roten Hop-on/Hop-off-Busse gibt es in Sankt Petersburg natürlich auch. Die kann man sich aber eigentlich sparen, denn viele Sehenswürdigkeiten kann man gut zu Fuß erreichen.
Die Isaaks-Kathedrale ist die größte Kirche Sankt Petersburgs. Eine Treppe mit leicht zu bewältigenden 250 Stufen führt hinauf auf die vergoldete Kuppel. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick über die Stadt. Das Innere der Kathedrale ist prachtvoll und sehenswert. Ich war allerdings nicht im Innenraum, denn mein Bedarf an Prunk, Blattgold und prächtigen Wandmalereien war an diesem Tag schon mehr als gedeckt.
Sehenswertes vor den Toren Sankt Petersburgs
Der Katharinenpalast mit dem Bernsteinzimmer
Außerhalb von Sankt Petersburg gibt es einige kulturelle Hotspots, die man sich ansehen sollte, wenn man schon einmal hier ist. Dazu gehört der Katharinenpalast, in welchem sich das berühmte Bernsteinzimmer befindet. Der Katharinenpalast liegt in Puschkin, einem ca. 25 km südlich entfernt gelegenen Vorort von Sankt Petersburg. Der Ort ist auch als „Zarendorf“ (Zarskoje Selo) bekannt.
Irina, unsere russische Freundin, hat uns über eine örtliche Reiseagentur für 2 Tage eine deutschsprachige Reiseleiterin inklusive Fahrer und Kleinbus organisiert, die uns nach Putschkin brachten. Wir kamen in den Genuss einer persönlichen Führung durch den Palast und wurden mit ganz vielen interessanten Informationen und spannenden Geschichten versorgt. Auch hier gab es wieder prachtvolle Räume und Wohnaccessoires aus verschiedenen Epochen zu bestaunen.
Hier geht es zum berühmten Bernsteinzimmer, bzw. dem Nachbau davon. Das Original-Bernsteinzimmer ist ja, wie man weiß, seit dem zweiten Weltkrieg verschollen. Ich habe mich immer gefragt, wie ein Zimmer „verschwinden“ kann. Es ist ganz einfach: Die Bernsteine, die kunstvoll zu Bildern und Mosaiken zusammengesetzt sind, wurden auf großen Platten angebracht. Diese Platten wurden an die Wände geschraubt, und konnten deshalb abmontiert und weggebracht werden. Wohin, das weiß niemand.
Ich muss sagen, dass ich etwas enttäuscht von dem Bernsteinzimmer war. Ich hatte es mir imposanter und vor allem größer vorgestellt. Zumal das verschollene Original sogar als das „Achte Weltwunder“ bezeichnet wird. Das Fotografieren im Bernsteinzimmer ist verboten, so dass ich leider keine Fotos machen konnte.
Zum Katharinenpalast gehört ein herrlicher Park, der einige Sehenswürdigkeiten bietet und zum Spazierengehen einlädt. Leider hatten wir kein besonders schönes Wetter. Aber unsere Reiseleiterin hatte kein Erbarmen, und zog ihr Programm inklusive der Parkbesichtigung trotz Regen durch.
Der Peterhof – UNESCO Weltkulturerbe
Ein anderer Ausflug führte uns an Meer, ca. 30 km außerhalb Sankt Petersburgs zum Peterhof, der ehemaligen Zaren- Sommerresidenz. Die Hauptattraktion ist nicht das prächtige Schloss selbst, sondern der wundervolle Park mit den berühmten Fontänen und Wasserspielen. Definitiv ein Must-See, dass man sich unbedingt ansehen sollte.
Die `Große Kaskade´ von Peterhof ist ein grandioses Bauwerk und eines der weltweit spektakulärsten Wasserspiele.
Während das Schloss hauptsächlich zum Repräsentieren und Empfangen von Diplomaten genutzt wurde, bewohnte Peter der Große, nach dem sowohl die Sommerresidenz als auch Sankt Petersburg selbst benannt wurde, einen verhältnismäßig kleinen Palast direkt am Meer, das „Monplaisir“. Auch dieses Gebäude kann man besichtigen.
Die Parkanlage und das Haus von Peter des Großen liegt direkt am finnischen Meerbusen an der Ostsee. Wie man auf dem Foto oben erkennen kann, braute sich am Himmel ein Unwetter zusammen. Und tatsächlich sind wir wieder in den Regen gekommen. Das war sehr schade, denn der riesige Schlosspark ist wunderschön und ich hätte gerne noch viel mehr Zeit hier verbracht.
Mein kleiner Streifzug durch Sankt Petersburg ist nun beendet. Mein Resümee: Sankt Petersburg ist unbedingt eine Reise wert. Obwohl vieles ähnlich oder annähernd genauso ist wie in anderen Großstädten, übte die Stadt an der Newa einen ganz besonderen Reiz auf mich aus. Sankt Petersburg ist doch irgendwie anders. Sind es die herrlichen Bauwerke, die glanzvollen Paläste, die faszinierende Geschichte dieser Stadt, die das besondere Flair ausmachen? Auf jeden Fall kann ich bestätigen, dass Sankt Petersburg zu einer der schönsten Städte Europas, wenn nicht gar der ganzen Welt, gehört.
Hier habe ich noch einige Tipps und Wissenswertes für deine Reise nach Sankt Petersburg:
Günstige Flüge:
Von allen internationalen Flughäfen in Deutschland aus gibt es Direktflüge nach Sankt Petersburg, z.B. mit Lufthansa. Wesentlich preiswerter fliegt man mit Ural Air, der zweitgrößten, russischen Fluggesellschaft. Wir sind mit Ural Air geflogen, und hatten einen angenehmen Flug mit gutem Service. Die Flugzeit beträgt ca. 3 Stunden. Bitte nicht vergessen: Für die Einreise benötigt man ein Visum.
Sprache:
Wenn du bisher dachtest, mit Englisch überall gut durchzukommen, dann muss ich dich leider enttäuschen. Nicht so in Sankt Petersburg. Nicht einmal die Hotel-, Gastronomie- und Flughafenangestellten sprechen Englisch, auch nicht die Taxifahrer. Meistens musste jemand geholt werden, der mehr recht als schlecht wenigstens ein paar Worte verstand und dann als Übersetzer herhalten musste. Ohne die Übersetzung unserer russischen Freundin wären wir, als Individualreisende, völlig aufgeschmissen gewesen. Zum Beispiel, als wir auf der Suche nach einem Medikament verschiedene Apotheke abklapperten und keiner der Apotheker auch nur ein einzige Wort Englisch verstand. Die Verständigung stellt sich also etwas schwierig dar.
U-Bahn & Taxi:
U-Bahn fahren ist sehr günstig (ca. 50 ct. pro Fahrt, unabhängig von der Dauer bzw. Distanz). Mit Gepäck sollte man besser nicht mit der Metro fahren, die als tiefste Untergrundbahn der Welt gilt. Die tiefste Station liegt ca. 86 Meter (!) unter der Erde. Endlose Rolltreppen führen hinab in die architektonisch sehr schönen, hell erleuchteten U-Bahn-Stationen. Da kann man sich gut vorstellen, wie beschwerlich es wäre, hier mit Koffern und Reisetaschen unterwegs zu sein. Es besteht zwar eine Verbindung vom Flughafen Pulkovo in die Innenstadt, aber aus besagtem Grund sollte man für den Transfer lieber ein Taxi nehmen.
Das Fotografieren in den U-Bahnstationen mit Blitzlicht ist übrigens verboten. Man braucht hierfür eine Genehmigung.
Das Taxifahren ist aufgrund der sprachlichen Verständigungsprobleme nicht ganz einfach. Die Adresse auf einen Zettel zu schreiben funktioniert nicht, da die meisten Taxifahrer nur kyrillische Buchstaben lesen können. Am einfachsten ist es, sich die gewünschte Adresse in kyrillisch auf dem Handy anzeigen zu lassen und dem Taxifahrer zu zeigen.
Durch Vermittlung unserer Sankt Petersburger Freundin sind wir sehr günstig Taxi gefahren. Sie hat bereits beim telefonischen Bestellen der Taxis gefeilscht und immer einen Festpreis vereinbart. Als Tourist ohne russische Sprachkenntnisse hat man diese Möglichkeit leider nicht. Aber das Taxifahren ist auch regulär nicht so sehr teuer. Am besten vorher einen Festpreis vereinbaren. Wenn das nicht möglich ist, z. B. weil der Taxifahrer nichts versteht, sollte man zumindest darauf achten, dass das Taximeter bei Fahrtbeginn auf Null steht. Die Taxiuhr vorzustellen ist ein beliebter Trick, um ein bisschen mehr Geld für die Fahrt herauszuholen.
Reiseplanung:
Es ist nicht einfach und ziemlich teuer, als Individualtourist in Sankt Petersburg unterwegs zu sein. Ohne Insiderwissen und ohne gute Verständigungsmöglichkeiten ist es z. B. schwer, vor Ort Ausflüge zu buchen, Eintrittskarten zu kaufen oder, wie schon erwähnt, günstig Taxi zu fahren. Einige Hotspots, wie der Katharinenpalast oder der Peterhof liegen weit außerhalb der Stadt. Man hat kaum Möglichkeiten, dort auf eigene Faust hinzukommen. Obwohl ich kein Freund von Gruppenreisen bin, sollte man in Erwägung ziehen, eine organisierte Reise zu buchen. Ich habe im Internet gesehen, dass es einige Spezialanbieter für Reisen nach Sankt Petersburg gibt.
Wetter:
Das Wetter in Sankt Petersburg ist sehr unbeständig und kann sich schlagartig von einer Minute auf die andere ändern. Es regnet sehr viel, auch im Hochsommer. Reist man im Juni nach Sankt Petersburg, muss man sogar damit rechnen, dass es schneit. Wir hatten einige Regentage, was man nicht als Pech, sondern als normal bezeichnen kann. Von Glück kann man sprechen, wenn man einige sonnige, warmen Tage erwischt. Ich habe vor meiner Abreise auf dem Blog gezeigt, welche Kleidung ich mit nach Sankt Petersburg genommen habe. Mit meiner Auswahl lag ich leider ziemlich daneben. Ich hatte zu viel leichte Kleidung eingepackt und viel zu wenig warme Sachen. Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass der Wetterbericht weitaus schöneres Wetter avisiert hatte, als wir dann hier vorfanden.
Ich empfehle dir, auch im Hochsommer ausreichend warme Pullis und Jacken mitzunehmen. Mit ins Gepäck muss unbedingt ein Regenschirm, eine Regenjacke und idealerweise Gummiboots. Das Regenwasser von den Dächern wird nämlich nicht in die Kanalisation geleitet, sondern einfach auf die Gehwege. Hier bilden sich dann große Pfützen, so dass man kaum trockenen Fußes voran kommt.
Übernachten:
Während der WM 2018 waren die Hotelübernachtungen extrem teuer. Für unsere 5-köpfige Familie wären wir ein kleines Vermögen losgeworden. Deshalb haben wir ein Apartment angemietet. Das war zwar von der Lage her perfekt, mit herrlichem Ausblick auf den Nevsky Prospekt, aber es war nicht sehr komfortabel. Deshalb möchte ich es hier nicht empfehlen, und würde es auch nicht wieder buchen.
Am zentralsten wohnt man im vorderen Bereich (Richtung Newa) am Nevsky Prospekt. Am besten sucht man sich ein Hotel in einer Seitenstraße. Dort wohnt man ruhiger, als direkt an der stark befahrenen, sehr lauten Prachtstraße.
Aufgefallen ist mir ein sehr schönes, gepflegtes Hotel mit idyllischem Innenhof, an welchem wir öfters vorbeigekommen sind. Es handelt sich um das 4-Sterne-Hotel Helvetia, welches relativ ruhig nur wenige Gehminuten vom Nevsky Prospekt entfernt in einer Seitenstraße liegt. (Zimmerpreis für eine Übernachtung inkl. Frühstück im September ca. 130,– EUR, im Februar ca. 100,– EUR). Wenn ich nochmals nach Sankt Petersburg komme (ich würde die Stadt gerne einmal im Winter erleben), ist dieses Hotel mein Favorit.
Ich hoffe, dass ich dir mit meinem Reisebericht etwas Lust auf eine Reise nach Sankt Petersburg gemacht habe. Wenn du schon einmal dort warst, wie hat es dir gefallen? Ich freue mich über jeden Kommentar und grüße dich herzlich
Liebe Grüße
9 comments
Liebe Birgit, das ist ja ein toller Bericht und für mich schon ein wunderbare Einstimmung. In genau drei Wochen geht es los und wir fahren nach Petersburg. Ich bin gespannt und freu mich schon sehr. LG Birgit
@Biggi
Hallo Biggi,
oh, das ist toll und du hast wirklich allen Grund, dich zu freuen. Dann drücke ich dir mal ganz fest die Daumen, dass ihr schönes Wetter haben werdet.
Ich würde mich total freuen, wenn du nach deiner Rückkehr erzählst, wie es dir gefallen hat. Schreib dann doch einfach nochmal in den Kommentar.
Liebe Grüße und euch eine wunderschöne Reise nach Sankt Petersburg.
Birgit
St. Petersburg muss eine tolle Stadt sein. Dein Bericht macht richtig Lust drauf. Irgendwann möchte ich sie auch besuchen… Meine Schwester war ja jetzt fünf Wochen lang in Moskau, Sotchi und Kasan und meinte, ohne ihre Dolmetscherin, die sie immer dabei hatte, wäre sie wohl zu einen irgendwo zwischen Moskau und *keinehnungwiedasquartierderdeutschenmannschaftheisst* ausgesetzt worden und verhungert *grins* Dass kein Englisch gesprochen wird, scheint also auch andernorts üblich zu sein.
Liebe Grüße
Fran
Wow wie toll. Danke für den ausführlichen Bericht und die vielen Tipps. Ich lese und schau das zu gern an. Das Restaurant The Repa wäre total was für mich. Dafür würde ich wohl die K.S. Schwanentasche kaufen müssen 🙂
Danke und liebe Grüße Tina
@Tina
Uiii Tina, gibt’s da eine Schwanentasche? Habe ich noch gar nicht gesehen. Ich geh gleich mal gucken.
Liebe Grüße
Birgit
@Fran
das ging uns genauso. Ohne unsere russische Freundin hääten wir echt große Verständigungsprobleme gehabt. Und wesentlich mehr Geld für Taxis und Eintrittskarten bezahlt. Für Einheimische scheint da vieles anders zu laufen als bei Touristen. Mein Partner musste einmal allein Taxi fahren, ohne dass Irina vorher eines bestellt hat. Er hat für die gleiche Strecke, für die wir mit Irinas Hilfe 250 Rubel (ca. 3,50 EUR) bezahlt haben, über 1.000 Rubel bezahlt. Einfach mal so locker das Vierfache. Vielleicht war das aber auch nur wegen der WM so extrem. Für die Leute in Sankt Petersburg war die WM natürlich ein Segen. Ich gönne es ihnen von Herzen…
Liebe Grüße
Birgit
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die schöne Fotos. Ich war bisher noch nie in Russland und habe jetzt einen kleinen Einblick in eine mir völlig fremde Welt bekommen! Sehr interessant und informativ!
Liebe Grüße,
Claudia